Bottom up

Viele Menschen bewältigen in unserer leistungsorientierten Gesellschaft mit hohem Kraftaufwand ein nach außen hin erfolgreiches Leben, obwohl ein wesentlicher Aspekt ihrer Persönlichkeit schicksalhaft nicht mitwachsen durfte und einer Nachentwicklung bedarf. Moderne Therapeuten stellen in der psychotherapeutischen Arbeit niemals das „Gesamtstrickwerk“ eines Klienten in Frage, sondern unterstützen ihn dabei, die „fallengelassene Masche“ wieder aufzunehmen, dem Entwicklungsstand seiner Persönlichkeit anzupassen und sinnvoll in seine Gesamtpersönlichkeit zu integrieren.

Hierbei nimmt der Aspekttherapeut meist bereits im Erstgespräch das von seinem Klienten unbewusst dargebotene Thema auf. Er sieht dabei wie durch ein Schlüsselloch auf das eine Puzzlestückchen, das der Klient in sich selbst sucht, um zum jetzigen Zeitpunkt seines Lebens in Frieden weiterleben zu können. Im Laufe der therapeutischen Arbeit zeigt sich häufig, dass in einer wiedererinnerten kindlichen Situation der Schattenanteil des Aspekts, den es nachzuentwickeln gilt, von den Bezugspersonen so sehr abgelehnt wurde, dass der Klient die Entwicklung dieses Aspektes gänzlich fallengelassen hat. Er verblieb mit gebanntem Blick auf den Schattenanteil und kann den Lichtanteil in sich selbst nicht mehr erkennen.

Der Therapeut erhält nur zu dem sich hiermit offenbarenden Thema seinen Therapieauftrag und im Rahmen von Aspekttherapie zeigt sich meist innerhalb kürzester Zeit eine verbesserte Gefühlslage des Klienten, weil er mit der punktgenauen Unterstützung des Therapeuten endlich selbst zu erkennen vermag, an welchem Thema er arbeiten kann, um sein benanntes Ziel zu erreichen.

So gestärkt, traut sich der Klient nach der Bottom-up-Methode ausschließlich auf diesen einen Aspekt bezogen Kontakt in der Tiefe zu sich selbst aufzunehmen. Hierbei werden ihm die kränkenden und verletzenden Inhalte der Vergangenheit bewusst, die thematisch hieran gebunden sind. So holt er sich selbständig Stück für Stück seine eigene psychische Wahrheit bezüglich dieses Aspektes hervor. In erfolgter Selbsterkenntnis darf dieser Aspekt gewissermaßen Zug um Zug bis hin auf Höhe des derzeitigen Entwicklungsstandes der Gesamtpersönlichkeit wachsen und der Klient kann in Frieden mit sich selbst ganz kraftvoll die Verwirklichung seiner weiteren Lebenspläne angehen.